Väter: Ressource statt Risiko

Frankfurt am Main, 09. September 2019 - Sind Väter Risiko oder Ressource - oder einfach unkalkulierbar? Antworten auf diese Frage gab Professor Andreas Eickhorst von der Hochschule Hannover bei der Mitgliederversammlung der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Väterarbeit in Hessen am vergangenen Mittwoch. Projekte der Mitgliedsverbände, des Verbands binationaler Familien und Partnerschaften, der evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck und des Vereins Väteraufbruch für Kinder, sollen erkannte Lücken schließen.

Der Väterforscher Eickhorst untersuchte die sogenannten „Frühen Hilfen“ für Familien mit Belastungen im ersten Lebensjahr des Kindes. Ein Ergebnis: „Es spricht vieles dafür, dass eine Anwesenheit des Vaters bei Besuchen der Familienhebamme und anderen wichtigen Angeboten sich positiv auf die Entwicklung seines Kindes auswirkt.“ Allerdings zeigten Studien auch, „dass Väter in ihrem Verhalten unberechenbarer als Mütter und deswegen kaum bestimmten Mustern zuzuordnen seien“. Die Forschung zu den „Frühen Hilfen“ berücksichtige bislang kaum die väterliche Seite. Genauso fehle es an Aussagen zu kultureller Vielfalt im Umgang mit Kindern im prägenden ersten Lebensjahr.
Diese Lücken der „Frühen Hilfen“ sollen zwei Projekte aus den Reihen der Mitglieder der LAG Väterarbeit Hessen schließen. So veranstaltet der Verband binationaler Familien und Partnerschaften zum Thema Väter- und Familienbilder sowie die Bedarfslagen von Vätern mit Migrationsgeschichte am 6. und 7. Dezember eine Fachtagung in Frankfurt am Main. Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration fördert das Projekt.

„Mann wird Vater“ ist der Titel eines gemeinsamen Projekts zweier Gründungsmitglieder der LAG, der Männerarbeit der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck und des Vereins Väteraufbruch für Kinder Marburg. Vier Jahre lang sollen in den Städten und Landkreisen Marburg und Kassel neue Zugangswege zu werdenden und jungen Vätern gefunden werden. Dabei sollen Hilfen erprobt werden, wie Väter trotz belastender Lebenslagen eine gute väterliche Identität entwickeln können. Ziele sind eine feinfühlige und entwicklungsfördernde Beziehung zu ihrem Kind und eine gute, kooperative Elternschaft.
Der LAG-Vorstand legte außerdem seinen Bericht über das erste Jahr nach der Gründung vor. Vorsitzende Ulrich Kuther verwies auf zahlreiche Aktivitäten und begrüßte die beiden vorstellten Projekte: „Sie können allen Fachkräften in Geburtshilfe und Familienbildung helfen, die Vielfalt von zugewanderten Vätern ernst zu nehmen und Väter bereits in der frühesten Phase der Entwicklung des Kindes aktiv einzubeziehen.“

Die 2018 auf Initiative der hessenstiftung – familie hat zukunft gegründete LAG Väterarbeit Hessen versteht sich als Interessensverbund von Initiativen und Organisationen vor Ort und als Schnittstelle zu den politischen Entscheidern. Gemeinsam wollen die Mitglieder erreichen, dass Väterpolitik stärker als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe wahrgenommen wird.